Angestellte senken ihren Lohn selbst um 60 Prozent
Der US-Entrepreneur Bob Davids baute in den 80er Jahren in China eine Mitgestalter-Fabrik mit dem Namen Radica Games auf, die innerhalb weniger Jahre auf 8000 Mitarbeiter anwuchs. Er beschreibt seine Erinnerungen an diese Zeit wie folgt:
„Nach den Ratschlägen von Kennern der chinesischen Kultur durfte ich nichts tun, das meinen Status schwächte, etwa untergeordnete Tätigkeiten auszuüben oder Zeit in den Werkhallen zu verbringen. Aber als ich nach China zog, wollte ich kein geräumiges Teakholzgetäfeltes Chefbüro, sondern besorgte einen heruntergekommenen Schreibtisch und stellte ihn inmitten eines Großraumbüros von 70 Angestellten. Ich flog Economy Class und hatte keinen schicken Firmenwagen. Die Angestellten konnten alles sehen und hören, was ich gerade tat. Sie bekamen die Gespräche und Geschäfte mit, die ich am Telefon tätigte. Die Ergebnisse, die wir dort miteinander erzielten, sprachen für sich: Innerhalb von nur drei Jahren wurden wir zum drittprofitabelsten Spielzeughersteller überhaupt. Ich gewann den Respekt und die absolute Treue unserer Mitarbeiter durch meine Hingabe an Fairness und jederzeitige Unterstützung von ihnen.
Als wir uns einer schweren Liquiditätskrise gegenübersahen, drängte mich der Vorstand, endlich aus den Werkshallen herauszukommen, um dieses Problem zu lösen. Ich schilderte den Mitarbeitern die Probleme und erklärte ihnen die Zahlen. Wenig später kamen Vertreter von ihnen zu mir mit ihrem Plan, wie die Kosten um 60 Prozent gesenkt werden können. Der größte Teil davon war ein freiwilliger Lohverzicht. Sie wussten nicht, dass unser CFO und der Vorstand mir Kostensenkungen von 63 % nahegelegt hatten. Wenn wir in die Versammlung gegangen wären, um diese Kürzungen einzufordern, wäre es zum Kampf gekommen. So aber war ich einfach nur ehrlich mit den Problemen, und sie waren motiviert genug, sie zu lösen. Ich hätte sie niemals von mir aus motivieren können.“