Jürgen Mews, Vertrauenskörperleiter in diesem Audi-Werk, beschreibt den Gewinn des Leitbildprozesses so:
„In unserem Werk mit seinen nahezu 15.000 Beschäftigten haben wir rund 600 gewerkschaftliche Vertrauensleute. Über Jahrzehnte hinweg hatte diese Masse von Menschen mit Ausnahme der Tarifrunden eine eher untergeordnete und kaum eigenständig wahrnehmbare Rolle. Wir entschlossen uns 2012 dazu, die Rolle der Vertrauensleute neu zu definieren und sie in eine eigenständige gestalterische Kraft im Werk zu entwickeln.
Das Ergebnis war eine überwältigende Resonanz, weil sie sich zum ersten Mal wirklich gesehen, gefordert und gefördert fühlten. Sie nutzen die Chance, aus ihrer Passivität herauszutreten und hatten sichtlichen Spaß, als Protagonisten in Erscheinung zu treten. Auf der Vertrauensleute-Vollversammlung im März 2013 am arbeiteten 300 Menschen an ihrem Leitbild mit. Bereits der Entstehungsprozess unseres Leitbilds hatte die Menschen aktiviert und ihre Bereitschaft hervorgerufen, künftig mehr Verantwortung zu übernehmen. Das Ergebnis lautete:
- Unsere Kernaufgabe ist, die Interessen der Belegschaft zu vertreten und eine lebenswerte Arbeitswelt zu schaffen.
- Die Basis unseres Handelns ist ein respektvoller und beteiligungsorientierter Umgang mit allen Beschäftigten.
- Durch die Nähe zu unseren Kolleginnen und Kollegen finden wir gemeinsam Lösungen für ihre Themen vor Ort.
- Veränderungen gestalten wir aktiv durch gemeinsames Handeln, Transparenz und Offenheit.
- Wir schaffen damit Vertrauen und machen Gewerkschaft für alle erlebbar.
Dieser Entstehungsprozess trug wesentlich dazu bei, aus unseren Vertrauensleuten Mitgestalter zu formen. Im folgenden Schritt diente uns das Leitbild als Werkzeug, die Strategie für unsere weitere Entwicklung festzulegen. Wir können jetzt zum ersten Mal beschreiben, wie wir konkret mehrere hundert Menschen operativ bewegen und aktiv am betrieblichen Geschehen beteiligen. Nach anfänglicher Skepsis war auch die Mitarbeiter im Werk vom Mehrwert einer großen aktiven Bewegung überzeugt, weil diese Kraft natürlich auch ihre eigenen Möglichkeiten deutlich verbessert. Einen besseren Einstieg für unseren Veränderungsprozess, als diese Leitbildentwicklung hätten wir uns gar nicht wünschen können. Das war der Katalysator für unsere bisherige Erfolgsstory und hat uns sehr viel Mut und Kraft gegeben, diesen Weg fortzusetzen.“