Arbeiter erfindet Club und erschafft eine Legende

Wenn Führungskräften bewusst ist, dass nicht sie allein die Quelle aller Weisheit sind, nutzen sie das Potenzial ihrer Mitarbeiter und können sogar angeschlagene Unternehmen wieder auf Gewinnkurs bringen. Zum Beispiel Harley Davidson.

Arbeiter macht Harley Davidson zur Legende

1981 übernahm Richard Teerlink als Geschäftsführer den angeschlagenen Motorradbauer Harley Davidson. Veraltete Technik, schwerfällige Prozesse und starre Strukturen ließen der Firma keine Chance mehr gegen die Konkurrenz aus Japan. Das Unternehmen war hoch verschuldet, die Gewerkschaften führten einen Arbeitskampf und die Banken verweigerten weitere Gelder. 

Teerlink sah, dass er keine andere Wahl hatte, als eine radikale Transformation des Unternehmens zu initiieren. Zuerst verbesserte er die Beziehung zu den mächtigen Gewerkschaften, in dem er sie rückhaltlos in sämtliche Entscheidungen mit einbezog. Damit einher ging eine enorme Verbesserung der Beziehungen zu den Arbeitern selbst. Er kam zu dem Schluss: „Das Management ist nicht die Quelle aller Weisheit, es besteht nicht aus den weltbesten Problemlösern und es ist nicht ratsam, dass nur eine einzige Führungsperson für alle Ergebnisse die Verantwortung trägt. Wahres Führungshandeln ist mehr als eine Person leisten kann! Führungshandeln ist ein Prozess, in dem Menschen zusammenarbeiten, um ihre verabredeten Ziele zu erreichen, weil sie es wollen und nicht, weil sie es müssen.“

Auf dieser Basis ließ er die Angestellten sich selbst in kleinen Teams organisieren, die sich wiederum in drei größeren, sich einander überlagernden Bereichen strukturierten. In einem wurde die Nachfrage erzeugt, ein anderer verantwortete die Produktion, und ein weiterer unterstütze die beiden ersten. Er vertraute vollkommen darauf, dass die Mitarbeiter in der vordersten Linie selbst die besten Lösungen für ihre Herausforderungen fänden und auch selber miteinander die notwendigen Entscheidungen zu anstehenden Veränderungen treffen könnten. Startpunkt für dieses Vertrauen war eine von allen Mitarbeitern gemeinsame entwickelte Zukunftsvision von Harley Davidson, die in einer 12-seitigen Konstitution festgehalten wurde.

Auf diese Art erfand sich nicht nur die Organisation neu,  auch die technischen Probleme konnten gelöst werden. Aus eigenem Antrieb froren die Mitarbeiter ihre Gehälter zwei Jahre lang ein, um die Kosten in den Griff zu bekommen,  sie entwickelten neue Motoren, Getriebe sowie Rahmen und brachten sich selbst in zukunftsweisende strategische Themen mit ein. 

Die Transformation zum Mitgestalter-Unternehmen war erfolgreich und Harley war auf gutem Kurs, als die Idee eines Arbeiters den Ausschlag zu einer der erfolgreichsten Marketingmaschinen der Wirtschaft überhaupt wurde: Die Erfindung eines Clubs für Harley-Besitzer. Die "Harley Owners Group" ließ Harley Davidson zur Legende werden und erzeugte eine derartige Nachfrage, dass Käufer sich auf einer 18-monatigen Warteliste wiederfanden. Mitte der 90er Jahre lagen die Gewinnmargen des Unternehmens bei über 30%. 

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