1990er

Mitgestaltung unter Wasser

Selbstführung, Klarheit und persönliches Wachstum in der hierarchischsten Organisation der Welt

1999 tritt Captain David Marquet das Kommando auf dem atomgetriebenen U-Boot USS Santa Fe an, das in allen Rankings als das am schlechtesten bewertete Schiff der US-Marine gilt. Kaum ein Jahr später lässt die Santa Fe alle anderen Schiffe in den Bewertungen hinter sich. Wie war das möglich?

 

Marquet erinnerte sich: „Ich hatte mich ein Jahr lang intensiv für ein Kommando auf der USS Olympia vorbereitet. Zwei Wochen vor Dienstantritt wurde das Kommando getauscht und ich musste stattdessen die USS Santa Fe übernehmen. Kurze Zeit darauf musste ich mir nach einer peinlichen Situation eingestehen, dass ich keine Ahnung von den technischen Details dieses Schiffes hatte. In dieser Nacht schwor ich mir, dass ich keinen einzigen Befehl mehr erteilen würde, mit Ausnahme des Befehls für den Einsatz von Waffen.“

Ein Jahr später bekommt die Santa Fe die höchste jemals erteilte Auszeichnung. Marquet: „Warum? Weil nicht mehr ich alles alleine wissen musste, alles alleine führen musste und alle anderen schalten ihr Hirn aus und befolgen blind alles, was ihnen gesagt wird. Ich hatte jetzt 135 denkende, aktive, leidenschaftliche, proaktiv handelnde und von sich aus initiative Menschen. Deren Potential kommt einem Tsunami gleich, verglichen zum Geplätscher meinen eigenen kognitiven Fähigkeiten.“

Die Lösung, so Marquet weiter,  liege darin, die Autorität dorthin zu bewegen, wo die Information ist. „Diese Leute haben auf einmal das Gefühl, dass es zählt was sie tun, sie verfügen über die notwendige Information, und kommen mindestens auf die gleiche, wenn nicht noch eine bessere Lösung.“